Volksstimme vom 13.07.2012 04:17 Uhr Von Andreas Pinkert
Die zwölf Sechstklässler der Pestalozzi-Förderschule inspizieren mit Lehrerin Birgit Jergus (3.v.r.) und Beglei-terin Dagmar Funke (l.) das Streichelgehege mit den zahlreichen neugierigen Zwergziegen. Der Spielplatz-besuch muss aber noch eine Weile warten. Die zwölf Sechstklässler der Pestalozzi-Förderschule inspizieren mit Lehrerin Birgit Jergus (3.v.r.) und Begleiterin Dagmar Funke (l.) das Streichelgehege mit den zahlreichen neugierigen Zwergziegen. Der Spielplatzbesuch muss aber noch eine Weile warten. | Foto: Andreas Pinkert
Der neue Spielplatz oberhalb der Bärenbolle auf dem Wartenberg wurde erst im vergange-nen Jahr eingeweiht. Doch seit Wochen hält ein Bauzaun die Kinder vom Spielen ab. Es gibt keinen TÜV und die Suche nach einem Schuldigen ist schwer.
Calbe l Was haben sich die Sechstklässler der Calbenser Pestalozzi-Förderschule gefreut, als sie gestern einen Wandertag auf den Wartenberg unternahmen. Braunbären-Oma Jette wurde ebenso ein Besuch abgestattet, wie Esel, Ponys, Hängebauchschweinen und weiteren Tieren. "Wir wollten natürlich auch den Spielplatz testen, die Enttäuschung war aber da", sagt Klassenlehrerin Birgit Jergus. Die Schülerinnen und Schüler standen vor einem Bauzaun. Jugendliche, die in TEUTLOFF-Maßnahmen integriert sind, arbeiteten an den Spielgeräten. "Es ist schwierig, die jungen Teilnehmer zu motivieren, erst bauen sie den Spielplatz auf, nun teilweise wieder ab", sagt Silke Ahrend, die sie bei TEUTLOFF betreut. Warum, das sei ihr schleierhaft.
Endstation Bauzaun: Ein Schild weist seit Wochen auf die sicherheitstechnischen Mängel des Spielplatzes hin. | Foto: Andreas Pinkert Endstation Bauzaun: Ein Schild weist seit Wochen auf die sicherheitstechnischen Mängel des Spielplatzes hin. | Foto: Andreas Pinkert
Fakt ist: Die Jugendlichen bauten am Standort in Calbe die hölzernen Spielgeräte und stellten sie auf. Sowohl das große Baumhaus als auch das Schiff wurden vom Technischen Überwachungs-Verein (TÜV) Magdeburg abgenommen, kleinere sicherheitstechnische Mängel wurden umgehend korrigiert. Die beiden Unterlagen wurden, wie im Fall eines Spielplatzes in Glinde, ins Bauamt der Stadtverwaltung geschickt, die allerdings ein abschließendes Abnahmezeugnis forderte. Dieses sollte auch die Stadt aus Kostengründen übernehmen. Doch nicht der gleiche TÜV-Fachmann wurde bestellt, sondern ein Kollege aus Naumburg, der dem Naturspielplatz dann unzählige Sicherheitsrisiken bescheinigte. Nach diesem Bericht hätten Kinder und Jugendliche auf das große Holztor am Eingang klettern und herunterfallen können, um nur ein Beispiel zu nennen. Das Holztor wurde daraufhin wieder entfernt.
Aufgrund dieses Urteils und einer drohenden Haftung bei möglichen Unfällen sah sich die Stadt vor Wochen gezwungen, den Spielplatz zu sperren. TEUTLOFF-Mitarbeiter beseitigen derzeit die Mängel. "Es hat oberste Priorität, dass Kinder nicht gefährdet werden. Die entsprechenden Bescheinigungen müssen vorliegen, da gibt es keine Schluderei", macht Bauhof-Chef Frank Berger klar. "Nicht auszudenken, wenn etwas passiert. Ohne TÜV ist die Stadt dran." Eine denkbar ungünstige Zeit ist es dennoch, denn die Sommerferien stehen vor der Tür. Aufgrund großer Resonanz im vergangenen Jahr soll auch am 16. August eine Wartenberg-Ralley mit verschiedenen Stationen die Ferienkinder auf den Berg locken. "Ob es bei diesem Datum bleiben kann, ist unklar", sagt Calbes Streetworkerin Steffi Gutjahr. Frank Berger kann keinen genauen Termin der Wiedereröffnung nennen, schätzt aber vorsichtig auf Anfang August.
"Schlimm ist für mich, dass die Stadt es nicht für notwendig empfand, darüber die Waldgaststätte auf dem Berg zu informieren. Die Besucher mit Kindern bleiben weg oder verlassen erbost den Wartenberg", wettert Thomas Kühne aus Üllnitz in einer Email.
Die Frage, wer den Schwarzen Peter zugeschoben bekommt, stellt sich insofern nicht, als das alle an einer schnellen Behebung und damit der Sicherheit der spielenden Kinder interessiert sind.