Kunstaktion der Schönebecker Lerchenfeld-Sekundarschule markiert einen Teil des Weges zum Völkermord
Unterbrochen allein von Stellen, an denen die Farbe nicht einziehen mochte, steht dieser eine Satz immer wieder seit gestern zwischen dem Schönebecker Nicolaiplatz und dem Magdeburger Hauptbahnhof: „Hier verschwand ein Mensch !“ Mit einer eigens gefertigten Maschine haben 18 Zehntklässler der Sekundarschule Am Lerchenfeld die Wörterlinie gezogen. Der „Weg des Grauens“ erinnert an den Holocaust.
Schönebeck / Magdeburg. Anna-Maria Fritze besucht die Sekundarschule Am Lerchenfeld in Schönebeck. Normalerweise. Denn gestern ist sie zur besten Unterrichtszeit kurz vor 10 Uhr gemeinsam mit 17 Mitschülern zu Fuß unterwegs in Richtung Magdeburg. Kein normaler Wandertag steht auf dem Stundenplan, heute wird der „Weg des Grauens markiert“. Umringt von Mitschülern und mit einer Besentruppe als Vorhut ist sie gerade an der Reihe, ein Markierungsgerät zu führen. Dahinter die weiße Farbspur: „Hier verschwand ein Mensch !“. Wieder und immer wieder wird es laufend auf den Boden gedruckt. Anna-Maria Fritze: „Das funktioniert gut !“
Begleitet von den Lehrerinnen Konstanze Jobs und Ellen Kursawa erinnern die Zehntklässler an die erste Station von Juden, die in den Jahren 1942 bis 1944 deportiert wurden. Ein bedrückendes Thema, mit dem sich die Schüler in den vergangenen Monaten beschäftigt haben.
Nur wenig Archivmaterial haben die jungen Leute gefunden. Ohnehin ging es nicht allein um Theorie sondern auch um praktische Arbeit. Dennis Heller ist einer jener, die am Markierungsgerät mitgebaut haben und berichtet:
Nach der Schule haben wir es in der TEUTLOFF-Werkstatt unter anderem aus einem Fahrradrahmen, einer Felge und Holz zusammen gebaut.“ In den Ferien wurde gebaut und nach dem Unterricht.
Weder vom schwül-warmen Wetter noch von der 15 Kilometer langen Strecke lassen sich die Jugendlichen gestern abschrecken. Zwischendurch fragen Passanten, was hier passiert. Die Zustimmung, die sie erfahren, ermutigt die Akteure. Am Ende der Strecke, am Magdeburger Hauptbahnhof, liegt eine neue Gedenktafel. Dort werden die Schönebecker bereits gespannt erwartet. „Das war sehr bewegend“, berichtet Konstanze Jobs. Unter den Wartenden ist Landtagspräsident Detlef Gürth (CDU). Er lobt das Engagement, freut sich, dass das Thema jungen Menschen wichtig ist. Ein Gefühl, das die Lehrer teilen. Ellen Kursawa sagt: „Ich bin stolz, mit welcher Ausdauer und Energie sie dabeigeblieben sind.