Gabi Rotter-Kiel und Hans-Jürgen Lärz freuen sich, dass der Deutschkurs in der Sportlerklause in Förderstedt gut angelaufen ist. Die Kinder der Teilnehmer werden dort ebenfalls jeden Tag betreut und beschäftigt. Fotos: Franziska Richter
Der Bildungsträger TEUTLOFF verfolgt gemeinsam mit der Agentur für Arbeit das Ziel, Migranten auf den Arbeitsmarkt zu vermitteln.
Förderstedt l Die TEUTLOFF Schulung und Schweißtechnische Bildung Gemeinnützige GmbH mit Sitz in Schönebeck führt seit November in Förderstedt einen Deutschkurs für Flüchtlinge durch. Hans-Jürgen Lärz stellt die Sportlerklause dafür zur Verfügung. Ziel ist es, die Flüchtlinge in Arbeit zu vermitteln. Die Agentur für Arbeit finanziert diesen Kurs, den TEUTLOFF hier ebenso wie drei andere Kurse in Barby, Schönebeck und Calbe mit demselben Ziel durchführt. 120 Flüchtlinge nehmen an den vier Standorten insgesamt teil. Die Agentur für Arbeit will Flüchtlinge so für den ersten Arbeitsmarkt fit machen. „Als das Programm aufgelegt wurde, haben wir sofort angefangen“, erklärt Gabi Rotter-Kiel, Geschäftsführerin von TEUTLOFF.
„Es sind mittlerweile 45 Teilnehmer in Förderstedt. Der Zulauf war so groß, dass wir den Kurs hier in zwei Gruppen aufgeteilt haben“, sagt Gabi Rotter-Kiel. Seit November läuft der Kurs und soll mit insgesamt 320 Stunden bis Februar andauern. Die Teilnehmer kommen vor allem aus Syrien und leben in Förderstedt und Staßfurt.
Axel Weber (hinten rechts) von der IG Metall überreichte einen Scheck über 1000 Euro. Damit kann Arbeitskleidung und anderes für Kursteilnehmer erworben werden.
Während des Kurses soll ermittelt werden, wo die Fähigkeiten und Möglichkeiten der einzelnen Teilnehmer liegen. Nach dem Kurs will der Bildungsträger alle in ein Praktikum vermitteln. Dies soll der erste Schritt ins Arbeitsleben werden. Gabi Rotter-Kiel betont: „Wir werden auch deutlich machen, dass ein Praktikum dazu da ist, sich auszuprobieren, und dass sie sich nicht als billige Arbeitskräfte hergeben sollen, die die Unternehmen meinen, ausbeuten zu können.“ Da im Arbeitsleben Schreib- und Lesekompetenzen auf hohem Niveau verlangt werden, sollen es vor allem einfache und handwerkliche Arbeiten sein, bei denen sich die Flüchtlinge erproben. Es sei auch wichtig, dass es in den Unternehmen jemanden gebe, der die Menschen an die Hand nimmt.
Später dann bestehe für Flüchtlinge die Möglichkeit, in Deutschland einen neuen Abschluss zu machen, bei dem vorherige Arbeitserfahrungen und Ausbildungen anerkannt und angerechnet werden. „Die Förderstedter Kursteilnehmer waren in ihrer Heimat zum Teil Studenten, zum Teil Auszubildende, aber alle haben mindestens einen Hauptschulabschluss“, erklärt Gabi Rotter-Kiel.
Jeden Tag haben die Syrer nun Unterricht. Die Dozentin ist eine pensionierte Lehrerin. Ihre Ehemann, ebenfalls ehemaliger Lehrer, beschäftigt in der Zeit die Kinder der Kursteilnehmer. „Wie ein Papa“ sei dieser schon für die Kleinen, findet Hans-Jürgen Lärz, der sich freut, dass über TEUTLOFF ein Kurs in Förderstedt zustande gekommen ist.
Mittlerweile kennen die Teilnehmer das Alphabet und die Zahlen von 1 bis 100, sie können einfache Fragen beantworten und Texte vorlesen. Alle haben aktiv mitgearbeitet, lobt die Lehrerin. Am Ende des Kurses sollen sie sich im Alltag verständigen können.
Zu den Kursinhalten gehört auch die Bewältigung des Alltags: Mit ihrer Dozentin waren die Teilnehmer bei der Sparkasse und schauten sich an, wie man ein Überweisung macht. Bei der Feuerwehr und bei Unternehmen wie dem Landwirtschaftsbetrieb Kunze haben sie einen Einblick in die deutsche Kultur und das deutsche Arbeitsleben erhalten. Sie erlernen auch deutsche Sitten und Verhaltensregeln, etwa wie genau man es hierzulande mit der Pünktlichkeit nimmt.
Eine Freude bereitete vor der Pause zum Jahreswechsel eine Spende der IG Metall Magdeburg-Schönebeck über 1.000 Euro, die Axel Weber überreichte und die zur Integration in Praktikumsbetriebe dienen soll. Arbeitskleidung und anderes soll damit angeschafft werden. Axel Weber weiß: „Unternehmen brauchen langfristig Migranten, um den Fachkräftemangel auszugleichen.“